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"Die Bedingungen eines einsamen Vogels sind fünf" 

 

heißt es in einem Gedicht. Eine der Bedingungen lautet: 

 

"Er sucht keine Gefährten, auch nicht der eigenen Art"

 

Ab und an verstoße ich dagegen. Dann suche ich im Weltweiten Netz nach jemandem der so denkt wie ich, zu ähnlichen Ergebnissen gekommen ist ist wie ich. Und finde ihn regelmäßig nicht. Dann kann es sein, dass ich jemandem schreibe, von dem ich annehme dass er das begreifen könnte was ich schreibe; dass er mir, wenigsten kurz,  geistiger Gefährte sein könne der mein Alleinsein mindere. Manchmal auch jemandem unter den organisierten Christen. Dann geschieht das:

Hallo Frau G................,

Jetzt bin ich auf Ihren Artikel "Wann ist ein Christ ein Christ?" gestoßen. Da führen Sie ja auch 4 Kriterien des Christseins auf. Die denke ich erfülle ich, obwohl ich diese Punkte nicht mehr genau so formulieren würde. 

Sie schreiben weiter:  "Gott sei Dank ist es aber nicht unsere Aufgabe, über jemand anderen zu entscheiden, ob er nun Christ ist und zu Gott kommen wird oder nicht. Dies würde vielleicht manchmal den Umgang mit anderen einfacher machen, wenn man so genau Bescheid wüsste."

Der erste Satz ist schön, es ist nicht nur nicht möglich zu entscheiden ob jemand Christ sondern auch völlig müßig und für unser Handeln belanglos. Den zweiten Satz halte ich demnach auch für falsch (das "würde vielleicht" rettet den Autor :-) ).

 Das grundlegende Problem das ich in der Regel mit den organisierten Christen habe, ist letztendlich immer wieder das, dass sie aussortieren in Brüder und Schwestern und in Nichtbrüder und Nichtschwestern. Das hat Christus zweifelsfrei nicht gemacht und das mache ich auch nicht. Aus diesem offenen oder verhohlenen: "wir sind im Wahren Christentum" (...die armen oder gar bösen anderen aber leider noch nicht) ergibt sich an allen Ecken und Kanten die bekannte geistige Eingeschränktheit vieler Christen. Mir ist die politische Gemeinde deshalb die eigentliche und richtige Gemeinde weil definitiv jeder dazu gehört. Dies nicht nur faktisch oder notgedrungen sondern aus der grundlegenden Idee unseres demokratischen Systems heraus. Dort finde ich mehr von Christus als bei Euch Christen. Weshalb man überspitzt sagen könnte: Christus hat die Christen verlassen und hat sich dem modernen demokratischen Menschen zugewendet. Wenn der dann noch begriffe, dass es Christus ist der hinter und in ihm steht........

(....) würde ich mich freuen eine kurze Stellungnahme zu meinen drei "Thesen" auf der Christusseite zu hören.

Gruß, Christoph
www.christophnetz.de

 

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Hallo Christoph,

ich habe mir deine Website angeguckt und fand sie ganz interessant. Zu deinen "drei Thesen":

1. Klar stellt Jesus die geistliche Familie über die biologische. Ich brauche mir nur meine eigene Familie und dagegen meine Glaubensgeschwister (ich stehe zu diesem Ausdruck) anzusehen. Letztere stehen mir weitaus näher, selbst wenn der eine oder andere gar nicht mein Typ ist - einfach weil die Glaubensgrundlage übereinstimmt und wir die gleichen Dinge als wesentlich bzw. unwesentlich betrachten. Dennoch steht Jesus zur Familie als Institution. Noch am Kreuz fügt er seine Mutter mit seinem Jünger Johannes als Mutter und Sohn zusammen. Die Familie ist einfach ein Schutz für die Menschen, den wir hier auf der Erde benötigen. In den Briefen wird das bestätigt (z.B. Eph. 5,22-6,4). Dass Kinder irgendwann (auch innerlich) ihre Eltern verlassen, um eine eigene Familie zu gründen, steht bereits in der Schöpfungsgeschichte und ist nichts Neues. Du widersprichst dir aber meiner Meinung nach selbst, wenn du einerseits die biologische Familie verdammst und andererseits dazu aufforderst, heimatlose Kinder und Jugendliche in Familien aufzunehmen. Damit gibst du doch zu, dass die institutionalisierte Familie das beste für Kinder und Jugendliche ist. Was ich aus meiner persönlichen Familiengeschichte nur bestätigen kann. Patchwork-Familien sind NICHT das beste, was einem Menschen passieren kann. Als ich diese These gelesen habe, wusste ich sofort: Dieser Mensch hat eine Scheidung hinter sich. Es ist gefährlich, Theologien aufgrund persönlicher Traumata zu entwickeln und die Bibel so auszulegen, dass sie die eigene Lebensführung bestätigt. Besser ist es andersherum: das eigene Leben an der Bibel zu messen.

Die 2. These halte ich (entschuldige) für Unsinn. Gemeinschaft mit anderen Christen (auch im Gebet) ist einer der wesentlichsten Aspekte des Christseins überhaupt (s. z.B. Joh. 17). Deshalb stellt Jesus ja eben die geistliche Familie über die biologische. Der Ausspruch Jesu über das Beten in der "Kammer" bezieht sich darauf, dass damals einige nur beteten, um gesehen zu werden. Um solcher Heuchelei zuvorzukommen, empfahl Jesus, lieber im stillen Kämmerlein zu beten. Es ist gefährlich, Bibelstellen aus ihrem Zusammenhang zu reißen. Gebetsgemeinschaften im Sinne des Wortes kamen erst nach Pfingsten auf, aber da richtig. Ein schönes Beispiel ist Apg. 4,23-31. Das persönliche Gebet ist unbedingt notwendig, aber das gemeinschaftliche Gebet will Gott auch.

3. Dass es zwischen Christus und den Christen keine Mittelsmänner braucht, können dir die meisten Freikirchen bestätigen. Ein Minimum an Organisation mussten allerdings schon die ersten Christen hinnehmen - in den Briefen ist bereits von Gemeindevorstehern und Diakonen die Rede. Trotzdem bemühen sich die meisten Freikirchen - Baptisten, FeGs, Charismatiker, Brüdergemeinden u.v.a. darum, die Zahl an Hauptamtlichen in jeder Gemeinde so gering wie möglich zu halten (1 Pastor; oft nicht einmal das). Wenn sich solche Gemeinden zu überörtlichen Verbänden zusammenziehen, dann nur aus pragmatischen Gründen, und auch dann wird in das Leben der einzelnen Gemeinden so wenig wie irgend möglich "hineingefunkt".

Übrigens - "Christus hat die Christen verlassen und hat sich dem modernen demokratischen menschen zugewendet." - Wo steht das in der Bibel?

Schönen Gruß

E.

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 Ich weiß nicht, bin ich ein Streithammel? könnte ich auch anders antworten? irgendwie friedlicher?

(grüne Stellen sind später eingefügt)

 

Hallo E......,

Schön dass Sie sich die Zeit genommen haben mir zu antworten, weniger schön wie Sie es getan haben.

Damit meine ich natürlich nicht dass Sie anderer Meinung sind als ich, das bringt die Suche nach der Wahrheit so mit sich dass man manchmal zu verschiedenen Ergebnissen kommt. Aber ich meine zum einen, die Sätze des anderen so zu lesen wie sie da stehen, und zum anderen, ihn als integere Person anzusehen in deren Motivation man nicht herumwühlt sondern deren Aussagen man als Abstraktum auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft, ist unverzichtbare Grundlage der Kommunikation.

>
> 1. Klar stellt Jesus die geistliche Familie über die
> biologische. Ich brauche mir nur meine eigene Familie und
> dagegen meine Glaubensgeschwister (ich stehe zu diesem
> Ausdruck) anzusehen. Letztere stehen mir weitaus näher,
> selbst wenn der eine oder andere gar nicht mein Typ ist -
> einfach weil die Glaubensgrundlage übereinstimmt und wir die
> gleichen Dinge als wesentlich bzw. unwesentlich betrachten.

Was Christus von uns verlangt ist ja definitiv weit weit mehr als zu seinen Glaubensgenossen zu stehen. Würden Sie sagen können, dass Sie alle Ihre Nachbarn, Kollegen, ja Feinde emotional und real als Geschwister annehmen könnten, wäre das einer Erwähnung wert. Genau da ist der Punkt wo der "moderne demokratische Mensch" (das ist möglicherweise ein fiktives Ideal, ich weiß), weiter ist als ihr es seid.
 

> Dennoch steht Jesus zur Familie als Institution.
 
nicht mit einem einzigen Wort. Aber mit mehreren deftigen Aussagen sagt er das Gegenteil (Zitate auf meiner Christusseite) Wollen sie diese wirklich bestreiten? Wenn ich jetzt so unfair argumentieren würde wie Sie in Ihrer Antwort würde ich die Vermutung aussprechen dass es persönliche Traumata, genauer: kollektiv gepflegte persönliche Traumata sind, die Sie die Bibel so gewagt uminterpretieren lassen. Christus spricht gar nicht gut von Familie, nehmen Sie das doch einfach als Wissenschaftlerin, die Sie doch auch sind, objektiv zur Kenntnis. Aber ich, Christoph Prüm, stehe durchaus zur Familie, nicht unbedingt als staatliche oder gar kirchenrechtliche Institution, aber als Ort an dem sich Kinder optimal entwickeln können. Wie kann es sein, dass Sie das überlesen konnten? (siehe Zitat weiter unten)
 
> Noch am
> Kreuz fügt er seine Mutter mit seinem Jünger Johannes als
> Mutter und Sohn zusammen.

Das ist ein sehr schönes Beispiel. Wollen Sie mir ganz kurz folgen und sich mit mir nüchtern anschauen was da geschehen ist?

Christus hängt ziemlich elend am Kreuz. Vor ihm steht seine (biologische) Mutter und Johannes. Ich denke einer Mutter zerreißt es das Herz und sie fühlt sich selbst da hängen wenn sie Ihr eigenes Kind dort sieht. (das ist - nebenbei bemerkt - zumindest teilweise eine biologische, also sagen wir mal, tierische Reaktion. Das nicht um diese schlecht zu machen sondern um wirklich nüchtern zu bleiben)

Christus hängt da und sieht ihr Problem. Wie löst er es?

1. Schritt: er zerstört die biologischen Familienbande! Wenn Sie Ihre biologische Mutter einmal mit "Frau" ansprechen, werden Sie spüren wie er das gemacht hat ("Frau, siehe da dein Sohn"). Sagen Sie mir jetzt nicht es wäre damals normal gewesen seine Mutter mit "Frau" anzusprechen. Nein es war, menschlich gesehen (im Sinne von tierisch-menschlich), brutal; mit Absicht brutal: Mit der Absicht die biologischen (tierischen) Familienbande zu zerstören.

2. Schritt: er knüpft neue "Familien"bande. Zu wem? Zu dem der neben ihr stand. Denn das ist der "Nächste".  Der Nächste ist der Naheste, der der neben mir steht, also durchaus räumlich zu sehen, Das möchte ich auf jeden Fall festhalten: der Nächste ist nicht der, den ich mir oder den Sie Sich ausgesucht haben, sondern der den das Leben an meine Seite spült: der den Gott mir ausgesucht hat. Und das Leben bzw. Gott spült nicht nur in Kirchen....

Definitiv hat Christus hier eine Patchworkfamilie gegründet, können Sie das ernsthaft bestreiten? Ich hätte das übrigens nicht so gemacht :-). Weil beide erwachsen waren; die Notwendigkeit einer (Patchwork-) familie besteht da eigentlich nicht mehr. Aber damals hatten es die Menschen, glaube ich, noch schwerer erwachsen zu sein. 

> Die Familie ist einfach ein Schutz
> für die Menschen, den wir hier auf der Erde benötigen. In den
> Briefen wird das bestätigt (z.B. Eph. 5,22-6,4).

Schutz des erwachsenen Menschen wovor? Kann es nicht sein dass die Welt, das Bewusstsein des Menschen sich inzwischen enorm weiterentwickelt hat, durch das Wirken Christi in ihr? Kann es sein, dass ein Schutz den man institutionalisiert hat blind und ängstlich gemacht hat? Hat Christus sich hinter einem institutionalisierten Gebilde geschützt? Hat er nicht, und ich mache es auch nicht. Was mache ich ihm nach? Ich nehme mir alle Freiheit nach der Wahrheit zu suchen.

Für mich ist die ganze Apostelgeschichte ein sehr zeitbezogenes Dokument eher von geschichtlichem Wert als dass es heute weiterhelfen würde. Ganz im Gegensatz zu den in den Evangelien überlieferten Orginalaussagen Christi.

> Dass Kinder
> irgendwann (auch innerlich) ihre Eltern verlassen, um eine
> eigene Familie zu gründen, steht bereits in der
> Schöpfungsgeschichte und ist nichts Neues.

steht da auch: "So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein"?

> Du widersprichst
> dir aber meiner Meinung nach selbst, wenn du einerseits die
> biologische Familie verdammst und andererseits dazu
> aufforderst, heimatlose Kinder und Jugendliche in Familien
> aufzunehmen. Damit gibst du doch zu, dass die
> institutionalisierte Familie das beste für Kinder und
> Jugendliche ist. Was ich aus meiner persönlichen
> Familiengeschichte nur bestätigen kann.

hier hatte Frau G wohl gemeint: "... heimatlose Kinder in bestehende biologische Familien aufzunehmen". Das hatte ich nicht begriffen, macht aber keinen wesentlichen Unterschied

Dieser Widerspruch ist mit Sicherheit nicht in meinen Aussagen. Er existiert überhaupt nicht. Selbst wenn ich die biologische Familie verdammen würde, was ich nicht tue, wäre da noch kein Widerspruch, denn die Aufnahme heimatloser, nichtverwandter Kinder gründet ja definitiv keine biologische Familie. Ich gebe auch nicht nur indirekt - über die Empfehlung heimatlose Kinder aufzunehmen - zu, dass ich die Familie für die beste Form der Kindererziehung halte, ich habe das sogar explizit geschrieben:

Zitat:

"Um nicht missverstanden zu werden: Für (kleine) Kinder ist es sicher optimal in einer intakten Familie aufzuwachsen, in dem Spannungsfeld eines Mannes und einer Frau, die sich lieben. Was hier kritisiert wird und mit christlichem Leben nicht in Einklang gebracht werden kann, ist das Familie-Spielen von erwachsenen Menschen. Erst wenn wir uns mit der gleichen Loyalität, mit dem gleichen solidarischen Gefühl, welches heute im allgemeinen den Eltern, den Geschwistern und Anverwandten entgegengebracht wird, uns Christus, dem Nächsten, dem (politischen) Gemeinwesen zuwenden, werden sich die Dinge grundlegend ändern."

Sie müssen schon sehr überarbeitet sein um das überlesen zu haben und diesen Widerspruch konstruiert haben zu können.

> Patchwork-Familien
> sind NICHT das beste, was einem Menschen passieren kann. Als
> ich diese These gelesen habe, wusste ich sofort: Dieser
> Mensch hat eine Scheidung hinter sich. Es ist gefährlich,
> Theologien aufgrund persönlicher Traumata zu entwickeln und
> die Bibel so auszulegen, dass sie die eigene Lebensführung
> bestätigt. Besser ist es andersherum: das eigene Leben an der
> Bibel zu messen.
>

Das glaube ich auch nicht dass generell Patchworkfamilien das Beste sind was einem Menschen passieren kann, da habe ich mit Sicherheit auch nichts darüber geschrieben. Aber da wir schon einmal dabei sind: Ich kenne zumindest 2 Menschen für die (nach allem was man menschlich ermessen kann) die Patchworkfamilie das Beste war was ihnen passieren konnte. Das sind der Pflegesohn den ich großgezogen habe und die Tochter, bei dem anderen Sohn will ich mich nicht festlegen, aber der hat aber interessanterweise selbst seine "neue" Mutter gewählt.
 
Dem Gegenüber in der Diskussion zu unterstellen er lege die Bibel aufgrund persönlicher Traumata anders aus als sie vom Urheber gemeint ist, ist wie schon gesagt, miserabeler Diskussionsstil unter der Gürtellinie. Und gefährlich dazu. Denn wenn ich mir anschaue was Sie alles von den von mir zitierten Sätzen Christi ignorieren oder verbiegen, und was sie alles noch dazuerfinden als Christi Aussage (z.B.: er steht zu Familie als Institution), dann fürchte ich, dass Sie am Ende aller Tage, wenn wir alles klar und zweifelsfrei begreifen, unter ihrer eigenen Anklage Christi Worte nach Ihren Interessen verbogen zu haben stehen werden. Immerhin werden Sie dann nicht alleine dastehen und können sich damit herausreden, dass ja die ganze "geistliche Gemeinschaft" geirrt habe. Ob das dann hilft? Ich wünsche es Ihnen.


> Die 2. These halte ich (entschuldige) für Unsinn.
> Gemeinschaft mit anderen Christen (auch im Gebet) ist einer
> der wesentlichsten Aspekte des Christseins überhaupt (s. z.B.
> Joh. 17).

Ich habe mir das "hohepriesterliche Gebet" gerade angeschaut. Ein gemeinschaftliches Gebet war das natürlich nicht, das hätte mich auch gewundert. Der Text passt nur für Christus, für keinen anderen, daraus das gemeinschaftliche Aufsagen vorgefertigter Texte als gottgewollt abzuleiten halte ich schlichtweg für abenteuerlich.

Die Tatsache dass der Satz: "Gemeinschaft mit anderen Christen ist einer der wesentlichsten Aspekte des Christseins überhaupt" heute tatsächlich zutrifft, sagt nichts Gutes über dieses Christsein aus. Die Vereinszugehörigkeit, das Suhlen in Gemeinsamkeit und das Abgrenzen aus einem Dünkel heraus ist offenbar wirklich für die meisten Kirchenchristen ein "wesentlicher Aspekt " wenn nicht gar der wesentlichste Aspekt überhaupt.  Mir war als Kind schon klar, dass zwei konträre Sätze gleichzeitig gelten werden wenn ich mich auf diese Christusgeschichte einlasse: Der eine ist: "Ein Christ ist immer allein" (selbst wenn er mitten im Leben steht, sogar wenn er verheiratet ist, denn aus der Welt kommt ihm keinerlei Orientierung zu) Und der andere ist: "Ein Christ ist nie allein"  (denn Christus ist in ihm und er in Christus).

Heute würde ich das letztere so ausdrücken: Christi unbedingte! Freundschaft (in jeder Scheiße in der ich stecke steckt er mit; und da er ein Experte für die Scheiße überhaupt ist (Kreuzigung) stehe ich mit ihm alles durch), des Geistes unübertreffbarer Rat (seine Sprache ist die Makellosigkeit) und des Vaters überlegene Allmacht (ich traue ihm komplett) sind immer präsent.

ich kann mir eine "geistige" Familie vorstellen als Gruppe von Menschen die vom gleichen Geist beseelt sind, gleiche Grundansichten und Regeln haben. Aber was um Himmels Willen ist eine "geistliche" Familie? Merkt denn keiner dass das l (l wie lau) das Wort verdirbt? 

> Deshalb stellt Jesus ja eben die geistliche Familie
> über die biologische.

tut er das? wo spricht er von einer geistlichen Familie? Ich glaube das ist erfunden und wird nie hinterfragt einfach weil es allgemeiner Konsens ist. Um es noch mal klar zu stellen: Christus stellt die Liebe zu ihm über die Liebe zu den biologischen Familienmitgliedern. Diese Liebe zu ihm drückt sich in der Liebe zum Nächsten aus womit ausdrücklich auch nicht die Freunde ( ..tun das nicht auch die Zöllner?) und nicht die Geistesverwandten, auch nicht die Religionsbrüder (Beispiel der Nichtjude aus Samaria) gemeint sind. Ich denke es sind explizit die Unangenehmen, die Arschlöcher sozusagen, die Feinde die Fremden an denen wir gemessen werden. Nochmal: diese Einschränkung die Sie mit Ihrem glaubensbezogenen Brüder- und Schwesternbegriff machen ist kleinlich, dumm, ängstlich und hinkt Christus weit hinterher.

Der Ausspruch Jesu über das Beten in
> der "Kammer" bezieht sich darauf, dass damals einige nur
> beteten, um gesehen zu werden. Um solcher Heuchelei
> zuvorzukommen, empfahl Jesus, lieber im stillen Kämmerlein zu
> beten.

das war der Anlass. Die Aussage selbst ist allgemeingültig wie fast alle seine allgemeingültigen Aussagen aus einem Anlass heraus gegeben wurden (so zum Beispiel: "wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...oder andere). Es gab auch nicht, wie Sie sagen, eine "Empfehlung... lieber im stillen Kämmerlein zu beten." sondern er sagte: Geh! Da ist ein Muss weil der Mensch nun mal so ist wie er ist (unter uns: aus Scheißdreck gemacht) . Ich weiß das für mich ganz genau weil ich den Sinn des Satzes begreife, was für Sie natürlich keinen Beweis darstellen kann. Aber das Fehlen jeglichen Hinweises auf eine begrenzte Bedeutung sollte Sie doch wenigstens vorsichtig machen.

> Es ist gefährlich, Bibelstellen aus ihrem Zusammenhang
> zu reißen.

danke für die Warnung. Und es ist gefährlich sie auf einen engen Zusammenhang zu begrenzen wenn einem ihre offensichtliche Allgemeingültigkeit nicht in den Kram passen.

> Gebetsgemeinschaften im Sinne des Wortes kamen
> erst nach Pfingsten auf, aber da richtig. Ein schönes
> Beispiel ist Apg. 4,23-31.

Ich habe das gerade gelesen. Ich kann es mir vorstellen, da bibbert eine Schar vor Angst und einer oder abwechselnd formulieren sie die Wörter und Sätze. Das kann für jeden authentisch gewesen sein. Diese Extremsituation finden sie in ganz Deutschland nicht mehr. Ich bleibe dabei, wenn Sie öffentlich beten, werden sie berücksichtigen dass Ihnen zugehört wird. Sie werden etwas weglassen oder hinzufügen, Sie wollen ja auch gut dastehen, den Punkt wo es weh tun könnte, wo die Scham anfängt, den werden Sie meiden. Und wenn Sie vorgefertigte Texte nachbeten beleidigen Sie den Adressaten. Wie wenn Sie mir einen irgendwo abgeschrieben Liebesbrief schicken würden :-)

>
> Übrigens - "Christus hat die Christen verlassen und hat sich
> dem modernen demokratischen Menschen zugewendet." - Wo steht
> das in der Bibel?
>
wenn das eine Spitze sein sollte ist sie etwas stumpf. Das könnte nicht einmal in der Bibel gestanden haben, denn zu deren Zeiten gab es die von Christus verlassene Kirche noch gar nicht. Nein, dieser Satz ist natürlich von mir. Ihr Schreiben hier, das werden Sie jetzt mir möglicherweise ein bisschen nachempfinden können, bestärkt mich in dieser Aussage erheblich.

Gleichfalls eine schönen Gruß in brüderlicher Liebe :-)

Christoph

 

Das war jetzt kein Spott das mit der brüderlichen Liebe. Ich fand es nur ein bisschen lustig nach dem vorher geschriebenen. Ich glaube ich bin doch ein Streithammel. Ich bin aber eigentlich ja auch bereit mich widerlegen zu lassen. Aber es müsste mich einer wirklich widerlegen. Möglicherweise komme ich einfach deshalb nicht weiter , weil meine Gegenüber einfach dauernd lächerliche Fehler machen. Oder es ist doch wahr, was ich manchmal - vielleicht etwas leichtfertig - behaupte? Dann brächte das Streiten mich (uns) doch weiter. Es lebe also der geistige Kampf. Er führt uns steil nach oben. (und vermeidet nebenbei den physischen)

in Liebe und Demut zum Allerhöchsten (bleibt hoffentlich der)

Christoph Prüm